Unser Gemeindemitglied und Altardiener
Antonij hat über das Internet eine Reliquie des Heiligen Kreuzes
käuflich erworben und unserer Kirche überlassen. In dankbarer Freude
über dieses kostbare Geschenk haben wir von einem Kloster in
Weiß-Russland, das uns schon länger mit kirchlichem Bedarf versorgt,
ein Ikonen-Kreuz anfertigen lassen und die Reliquienkapsel eingefügt.
Es erhält seinen Platz auf dem Altartisch und wird an den Tagen der
Kreuzverehrung in der Mitte der Kirche den Gläubigen zugänglich
gemacht.
Dieses kleine ovale Reliquiar stammt
aus der Auflösung eines Klosters in der Nähe von Verdun und ist von
einem Ehepaar erworben und viele Jahre gehütet worden. Wegen ihres
hohen Alters hat die verwitwete Besitzerin es nun vertrauenswürdigen
Händen zum Kauf angeboten. Hinter Glas, eingebettet in eine schöne
Klosterarbeit auf roter Samtunterlage, befinden sich zwei
außergewöhnlich große, kreuzförmig angeordnete Reliquienpartikel.
Geschätzt durch das Glas messen die beiden Stücke jeweils 6 bzw. 5 mm
in der Länge.
Darunter ist auf einem kleinen Zettel aus Papier handschriftlich
vermerkt: "S. Crucis D.N.J.C."
Dies bedeutet in der übersetzten
Langform (Sancti Crucis Domini Nostri Jesu Christi) "Heiliges Kreuz
unseres Herrn Jesus Christus".
Rückseitig ist die Kapsel mit einem
abziehbaren Deckelverschluss ausgestattet. Dahinter befindet sich ein
kirchliches, noch sehr gut lesbares Siegel. Das Siegel und die
Siegelfäden sind völlig intakt. Die Kapsel dürfte aus dem 19.
Jahrhundert stammen.
Das heilige Kreuz des Herrn wurde der
Überlieferung nach im Jahr 326 von der hl. Kaiserinmutter Helena beim
Bau der Auferstehungskirche in Jerusalem gefunden und zur Verehrung
durch die Gläubigen aufgerichtet. (s. Hochfest der Kreuzerhöhung
in der Rubrik „Kirchenjahr“). Ein großer Teil dieser Reliquie
ist seither an diesem Ort in dieser Kirche geblieben (nur 614-624 war
es von den Persern geraubt, aber nach dem Sieg des Herakleios
zurückgegeben worden). Schon 383 berichtet die Pilgerin Egeria von der
Verehrungs-Zeremonie in Jerusalem. Die hl. Helena ließ ein größeres
Fragment auch nach Rom übertragen. U.a. durch Kreuzritter gelangten
viele weitere Partikel in westliche Kirchen und Klöster.
S.E. Erzbischof Mark berichtet, dass er
vor einigen Jahren vom Verwalter des Hl. Grabes einen Splitter der
Kreuzreliquie erhalten und der Kathedrale in München anvertraut habe.
Auch dieses Heiligtum wurde in ein größeres Kreuzreliquiar
eingelassen. (Bote 1/2008; S. 23)
Aus den Gesängen zur Kreuzverehrung
(Kaiser Leon der Weise; um 900):
„Herbei, ihr Gläubigen. Lasst uns
das Leben bringende Kreuz verehren!
An ihm hat Christus, der König
der Herrlichkeit,
freiwillig die Hände ausgestreckt
und uns zur früheren Seligkeit erhöht. (...)
Gegrüßt sei, o Kreuz, des
gefallenen Adam vollgültige Erlösung! (...)
Heute wird der Herr der
Schöpfung, der Herrlichkeit Herrscher,
ans Kreuz geschlagen, und
durchbohren lässt Er Seine Seite.
Galle, Essig kostet Er, der
Kirche Süßigkeit.
Aufgesetzt wird Ihm eine Krone
aus Dornen,
Ihm, Der den Himmel hüllt in den
Mantel der Wolken.
Er wird bekleidet mit einem
Spottgewand, gepeitscht von einer Erdenhand,
Der mit Seiner Hand den Menschen
schuf.
Auf dem Nacken wird gegeißelt,
Der den Himmel kleidet in Wolken.
Angespieen wird Er, erhält Hiebe,
Spott, wird mit Fäusten geschlagen.
Aus Liebe zu mir, dem Verdammten,
hat Er alles getragen,
Der mein Heiland und Gott ist,
damit Er in Seinem Erbarmen die
Welt vom Verderben errette. (...)
Ich preise Deine Leiden und
verehre Dein Erbarmen.
Geduldiger Herr, Ehre sei Dir.“
(Üb. nach K. Kirchhoff;
leicht verändert)
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