Reliquiar mit Splittern vom Kreuz Jesu Christi (P. Nikolai Wolper)

Vor Deinem Kreuz fallen wir nieder, Herr,

und Deine heilige Auferstehung preisen wir.“

 

(Tropar zur Kreuzverehrung; dreimal mit Großer Metanie gesungen)
 

Unser Gemeindemitglied und Altardiener Antonij hat über das Internet eine Reliquie des Heiligen Kreuzes käuflich erworben und unserer Kirche überlassen. In dankbarer Freude über dieses kostbare Geschenk haben wir von einem Kloster in Weiß-Russland, das uns schon länger mit kirchlichem Bedarf versorgt, ein Ikonen-Kreuz anfertigen lassen und die Reliquienkapsel eingefügt. Es erhält seinen Platz auf dem Altartisch und wird an den Tagen der Kreuzverehrung in der Mitte der Kirche den Gläubigen zugänglich gemacht.


 

Dieses kleine ovale Reliquiar stammt aus der Auflösung eines Klosters in der Nähe von Verdun und ist von einem Ehepaar erworben und viele Jahre gehütet worden. Wegen ihres hohen Alters hat die verwitwete Besitzerin es nun vertrauenswürdigen Händen zum Kauf angeboten. Hinter Glas, eingebettet in eine schöne Klosterarbeit auf roter Samtunterlage, befinden sich zwei außergewöhnlich große, kreuzförmig angeordnete Reliquienpartikel. Geschätzt durch das Glas messen die beiden Stücke jeweils 6 bzw. 5 mm in der Länge.
Darunter ist auf einem kleinen Zettel aus Papier handschriftlich vermerkt: "S. Crucis D.N.J.C."

Dies bedeutet in der übersetzten Langform (Sancti Crucis Domini Nostri Jesu Christi) "Heiliges Kreuz unseres Herrn Jesus Christus".

Rückseitig ist die Kapsel mit einem abziehbaren Deckelverschluss ausgestattet. Dahinter befindet sich ein kirchliches, noch sehr gut lesbares Siegel. Das Siegel und die Siegelfäden sind völlig intakt. Die Kapsel dürfte aus dem 19. Jahrhundert stammen.


 

Das heilige Kreuz des Herrn wurde der Überlieferung nach im Jahr 326 von der hl. Kaiserinmutter Helena beim Bau der Auferstehungskirche in Jerusalem gefunden und zur Verehrung durch die Gläubigen aufgerichtet. (s. Hochfest der Kreuzerhöhung in der Rubrik „Kirchenjahr“). Ein großer Teil dieser Reliquie ist seither an diesem Ort in dieser Kirche geblieben (nur 614-624 war es von den Persern geraubt, aber nach dem Sieg des Herakleios zurückgegeben worden). Schon 383 berichtet die Pilgerin Egeria von der Verehrungs-Zeremonie in Jerusalem. Die hl. Helena ließ ein größeres Fragment auch nach Rom übertragen. U.a. durch Kreuzritter gelangten viele weitere Partikel in westliche Kirchen und Klöster.

S.E. Erzbischof Mark berichtet, dass er vor einigen Jahren vom Verwalter des Hl. Grabes einen Splitter der Kreuzreliquie erhalten und der Kathedrale in München anvertraut habe. Auch dieses Heiligtum wurde in ein größeres Kreuzreliquiar eingelassen. (Bote 1/2008; S. 23)


 

Aus den Gesängen zur Kreuzverehrung (Kaiser Leon der Weise; um 900):


 

Herbei, ihr Gläubigen. Lasst uns das Leben bringende Kreuz verehren!

An ihm hat Christus, der König der Herrlichkeit,

freiwillig die Hände ausgestreckt und uns zur früheren Seligkeit erhöht. (...)

Gegrüßt sei, o Kreuz, des gefallenen Adam vollgültige Erlösung! (...)

Heute wird der Herr der Schöpfung, der Herrlichkeit Herrscher,

ans Kreuz geschlagen, und durchbohren lässt Er Seine Seite.

Galle, Essig kostet Er, der Kirche Süßigkeit.

Aufgesetzt wird Ihm eine Krone aus Dornen,

Ihm, Der den Himmel hüllt in den Mantel der Wolken.

Er wird bekleidet mit einem Spottgewand, gepeitscht von einer Erdenhand,

Der mit Seiner Hand den Menschen schuf.

Auf dem Nacken wird gegeißelt, Der den Himmel kleidet in Wolken.

Angespieen wird Er, erhält Hiebe, Spott, wird mit Fäusten geschlagen.

Aus Liebe zu mir, dem Verdammten, hat Er alles getragen,

Der mein Heiland und Gott ist,

damit Er in Seinem Erbarmen die Welt vom Verderben errette. (...)

Ich preise Deine Leiden und verehre Dein Erbarmen.

Geduldiger Herr, Ehre sei Dir.


 

(Üb. nach K. Kirchhoff; leicht verändert)