In den Ikonen schauen uns Christus und die Heiligen an und eröffnen uns dadurch den Zugang zur Welt Gottes, sie sind „Fenster zur Ewigkeit“ in beiden Richtungen: Sie machen die Wirkung des Heiligen Geistes in menschlichen Gestalten sichtbar und sie verheißen als „wirk-liche“, wirkmächtige Zusage diese Heiligung jedem, der mit gläubigen Augen und Herzen sich mit diesen Bildern verbindet.
Nur der Sohn hat sich in direkter Weise abbildbar geoffenbart: als wahrer Mensch. Der Vater hat keine innerweltliche Gestalt angenommen (schon gar nicht die eines alten Mannes mit weißem Bart), und der Hl. Geist verhüllte Seine Personalität im Bild der Taube und der Feuerflammen. Sollten nur die abstrakten Figuren der Geometrie, das Dreieck oder das Muster dreier einander überschneidender Kreise, auf das Geheimnis der Hl. Dreieinigkeit verweisen können?
Als Vermittler zwischen Osten und Wersten
hat der sel. Prokop nicht durch sein bewusstes Handeln und
Streben im irdischen Leben gewirkt – dieses wies eindeutig in
die Richtung gen Osten - sondern durch diesen Heiligen können
die verborgenen Wege Gottes offenbar werden. In den Wirren und
Grausamkeiten der Geschichte, die so viel Leid und
Verzweiflung in die Welt gebracht haben und noch immer
bringen, ist der Sinn oft schwer zu erkennen.
Dieses kleine ovale Reliquiar stammt aus der Auflösung eines Klosters in der Nähe von Verdun und ist von einem Ehepaar erworben und viele Jahre gehütet worden. Wegen ihres hohen Alters hat die verwitwete Besitzerin es nun vertrauenswürdigen Händen zum Kauf angeboten. Hinter Glas, eingebettet in eine schöne Klosterarbeit auf roter Samtunterlage, befinden sich zwei außergewöhnlich große, kreuzförmig angeordnete Reliquienpartikel. Geschätzt durch das Glas messen die beiden Stücke jeweils 6 bzw. 5 mm in der Länge.
Führung in der Nacht der Kirchen: „Es werde Licht!“
Das Motto dieser Nacht der Kirchen ist zweifellos gut biblisch und verweist auf den Anfang der Schöpfung, deren erster Tag beginnt mit dem göttlichen Wort: „Es werde Licht!“ Und jeder Kundige ergänzt sofort den entscheidenden Nachsatz: „Und es ward Licht.“ (Gen 1,3) Aber als Motto klingt das Bibelzitat doch eher programmatisch, als Impuls zur Erwartung von Zukünftigem, als etwas, das in dieser säkularisierten Welt erst noch zu verwirklichen ist. Es hat einen Unterton von Aktionismus.
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Seit 2004 hängt in unserer Kirche eine von
Tamara Sikojev (Berlin) gemalte Ikone des hl.Ansgar, des
Erzbischofs von Hamburg und Bremen, des Erleuchters von
Dänemark und Schweden. Gerade für unsere Gemeinde, die ja
außer der russischen Tradition auch für viele Deutsche eine
religiöse Heimat geworden ist und seit vielen Jahrzehnten in
der Hamburger Region Zeugnis für die Orthodoxie ablegt, ist
der hl. Ansgar von besonderer Bedeutung.
Diese Ikone hat eine Jahrhunderte lange wechselvolle Geschichte von Besitzstreitigkeiten, politischen Vereinnahmungen, Raub und Wiederfindung, Versuchen sie zu zerstören und
wundersamer Wiederherstellung, bis sie 1919 vom südrussischen Kursk nach Serbien und dort in die Obhut der Russischen Auslandskirche gelangte, ab 1945 in deren Zentrum nach München und nach dem Umzug des Metropoliten Anastasij 1951 in die USA.
Das christliche Verständnis des Menschen unterscheidet zwischen dem im Spiegel oder Foto abbildbaren „Gesicht“ und dem wesenhaften, hindurch scheinenden „Antlitz“ einer Person, ihrer Ausdrucks-Gestalt als Gottes Ebenbild – so wie Gott diesen bestimmten Menschen geschaffen und gemeint hat.
Körperliche Überreste und Dinge, die in enger Beziehung zu ihren lebenden Besitzern standen (Berührungs-Reliquien), sind wie die Ikonen Gefäße göttlicher Kräfte, mit denen die Heiligen über ihren weltlichen Tod hinaus begnadet sind. Noch in der kleinsten Partikel – manche Leiber von Heiligen sind sogar gänzlich unverwest - bleiben die göttlichen Energien wirksam, was aber wie die Wundertätigkeit mancher Ikonen nichts mit Magie zu tun hat, ...
Das Nordschiff unserer Kirche ist den
russischen Heiligen gewidmet. Den Mittelpunkt bilden die
beiden Taufen Russlands: im Dnjepr 988 durch die Großfürsten
Olga und Wladimir und durch das Blut der großen Schar der
Märtyrer im 20. Jhdt. Das Fresko und die Ikone der Neuen
Märtyrer bilden eine innere Einheit.
Über diesen populären Heiligen sind kaum
sichere historische Lebensdaten bekannt. Aus Kleinasien
stammend, soll er Opfer der Christenverfolgungen unter dem
römischen Herrscher Diokletian gewesen, von Kaiser Konstantin
befreit und Teilnehmer des 1. Konzils in Nikaia 325 gewesen
sein. Von seinem Kampf gegen das Heidentum bis hin zur
Zerstörung von Tempeln zeugt sein Name: „Sieg des
Gottesvolkes“ (Niko-laos).
Beim hl. Johannes ging die strenge Askese –
Schlafentzug, keine Rücksicht auf seine Kleidung (zum Tragen
von Schuhen musste er „gezwungen“ werden); ständige
Fastengesinnung – soweit, dass die englische Biografie Züge
eines „fool-for-Christ“ (Narren in Christo) wiedererkennt.
Seine liebevolle Sorge für Arme und Waisenkinder verwirklicht
die vorbehaltlose Liebe zum Nächsten, wie der Herr Selbst die
ganze Offenbarung am Sinai als den Sinn der Gebote
zusammenfasst (vgl. Num 19,18).